Koptisch-orthodoxe Klosterkirche in Waldsolms-Kröffelbach

Reliquienschreine (Seite 5 von 9)

Nahe den Altären befinden sich an der Nord- und Südwand vor den Fenstern zwischen der ersten und zweiten Ikone je ein Reliquienschrank.

Auch diese sind, wie man erkennt, im oberen Teil mit Ikonen geschmückt (Künstlersignatur jeweils: Nahed M.1995), je sieben an der Zahl, bei denen die oberste jeweils eine Christus-Ikone darstellt:

'die Kreuzigung JESU'

auf der ('bösen') Nordseite und

'Erscheinung des Auferstandenen'

(Evangelium nach Johannes 20,11-18 'noli me tangere')

auf der ('guten') Südseite.

Dabei ist es eine Besonderheit, dass nicht alle Ikonen einen Hinweis auf die abgebildete Person bieten, was bekanntlich orthodoxe Ikonen von den Heiligenbilder der westlichen Kirchen unterscheidet. Hier zeigt sich die eigenständige Entwicklung der koptischen Kirche, für die der Bilderstreit der Reichskirche keine Relevanz hatte. Auffallend ist dennoch, dass gerade bei unbekannteren Heiligen der Name fehlt, nicht jedoch bei jenen, die man ohnehin erkennt. Ein Abgleich anhand der Liste der dort aufbewahrten und verehrten Reliquien mit den auf den Ikonen dargestellten Personen führt zu keinem Ergebnis, da zu zwölf Ikonen nur zehn Reliquien genannt werden und der Evangelist Markus und auch der Apostel Petrus eindeutig identifiziert werden könnten.

Ebenfalls auffallend ist, dass manche der abgebildeten Heiligen im koptischen Synaxarion, also dem 'Heiligenkalender', gar nicht vorkommen; das heißt, dass ihrer an keinem Tag im Jahr offiziell im Gottesdienst gedacht wird. Dies gilt insbesondere für die Märtyrer der thebäischen Legion (ihr Anführer Mauritius und der Offizier Gereon), aber auch für die Hl. Monika, Mutter des Kirchenvaters Augustin, welche nach der 'catholic encyclopedia' maßgeblich zur Bekehrung ihres Ehemannes und später ihres Sohnes beigetragen hat. Eine Antwort (vom Abt des Klosters und heutigen Bischofs für Süddeutschland, Vater Michael) darauf lautete, dass die Kirche in Deutschland steht und deshalb auch Heilige hier ihren Platz haben, die in Deutschland, nicht aber in Ägypten verehrt werden. Monika und die thebäische Legion sind als Ägypter dafür fraglos prädestiniert. Ein Informationsblatt des Sankt Antonius Klosters zum Heiligen Mauritius (erschienen vor 1993) nennt als Verehrungsdatum den 22.September, also den gleichen Tag, an dem er in der katholischen Kirche memoriert wird. Wie gesagt, im koptischen Synaxarion ist er unter dem Datum mit keinem Wort erwähnt.

Rätselhaft bleiben auch der 'Märtyrer von el-Fayum' und der 'Märtyrer von Achmim'. Selbst in der 'coptic encyclopedia' ist nichts über sie zu finden.

Hinter einer Glasscheibe, jedoch verhüllt, finden sich in den beiden Schränken die Reliquien folgender Heiliger:

(Quelle: Das koptische St.-Antonius-Kloster in Waldsolms-Kröffelbach/Ts., aktualisiert nach F.und B.Ibrahim, KEMET 3/2011,pp51-57 / Seite 10-13)

Auf dem Foto ein Detail des Reliquienschrankes auf der Südseite, der sich kaum von dem im Norden unterscheidet. Welche Reliquie sich in welchem Schrank befindet, ist mir nicht bekannt.

Im oberen Teil sieht man die Schenkungsurkunden, in denen die Echtheit der Reliquie und ihre Übergabe bestätigt ist.

Im unteren Teil sieht man die goldbestickten Beutel, in denen die Reliquien aufbewahrt werden.

Für den Autor dieser Zeilen öffnete ein Mönch die Lade und die Etuis, zeigte ihm die Reliquien und ließ ihn deren himmlischen Geruch erleben.

Reliquienschrein (Nord)

Reliquienschrein (Süd)